„Was für ein Schatz!“
„Was für ein Schatz!“, meinte Carola Gerlach vergangene Woche am Ende des Vortrags über die aufwändig restaurierte, über zweihundert Jahre alte „Himmelskugel“ aus der physikalischenvon Sammlung des Weilburger Gymnasiums. Im Rahmen der naturwissenschaftlichen Vortragsreihe der Schule hatte zuvor Dr. Markus Horz, neben Wolfgang Radkovsky der Initiator des Restaurationsprojekts, einen Überblick über die Geschichte der Himmelsgloben, Johann Georg Franz, den Hersteller des nun ausgestellten Exemplars, und seine immer noch praktische Einsatzfähigkeit gegeben. Gabriele Emonts-Holley, Mitinhaberin der beauftragten Firma „Ratinger Restauratoren“, ergänzte den historischen und wissenschaftlichen Teil der Vorstellung um fachkundige Erläuterungen zu seiner Restauration.
Horz umriss die seit der Antike vorhandene Darstellung des Himmels in Globenform, die es lange vor Martin Behaims Erdglobus von 1493 gegeben habe. 1817 habe das Herzogtum Nassau sein neues Landesgymnasium in Weilburg mit einem Erd- und einem Himmelsglobus für zusammen 157 Gulden, nach heutiger Kaufkraft etwa 3200 Euro, ausgestattet. Die „Himmelskugel“, „auf welcher die Sterne nach den vollstädigsten Beobachtungen verzeichnet sind für das Jahr 1800 von I.E. Bode Astronom und Mitglied der Königlich Preußischen Academie der Wissenschaften und von diesem im Jahr 1804 vermehrt und verbessert“, hatte Johann Georg Franz in Nürnberg hergestellt. Nur in Berlin, Wien, Mannheim und Bratislava sind heute noch Globen aus seiner Produktion zu finden.
Franz’ Leben stellte die Schülerin Lioba Goldmann mit Zitaten zu seiner Biographie eindrücklich vor. Der für seine Spitzenprodukte bekannte Kartograph ging bankrott und starb im Alter von 61 Jahren 1836 im Nürnberger Irrenhaus, in dem er die letzten 18 Jahre seines Lebens verbringen musste.
Gabriele Emonts-Holley berichtete, dass die Restaurierung einerseits großes Vergnügen bereitet habe, andererseits aber eine große Herausforderung gewesen sei, galt es doch, nicht nur die beschädigte Kugel selbst, sondern auch die fehlenden oder ausgeblichenen Kartenteile auf dem Globus passgenau wiederherzustellen. Noch dazu habe der komplette Globus gereinigt und sein Gestell mitsamt dem verbogenen Messinghorizont gerichtet werden müssen.
Die den Vortrag abschließenden Beispiele zu seiner praktischen Tauglichkeit für die Ermittlung astronomischer Daten belegte Horz mit mehreren mathematischen Formeln, aber vor allem mit einer anschaulichen, von Peter Urban entworfenen Computeranimation.
Dem Vortrag ging die offizielle Aufstellung der Himmelsglobus im Flur vor der Aula voraus. Schulleiter Stefan Ketter begrüßte außer der gesamten Schulleitung Dirk Fredel (Schulamt Weilburg), Nicole Schlabach als Vertreterin der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen, Kathi Gombel und Vorstandsmitglied Sebastian Marten als Vertreter der Kreissparkasse, Mandy Miethke-Hermann (Vorsitzende des Schulelternbeirats), Schulsprecherin Victoria Gerlach und Jörg Schönwetter (Vorsitzender des Gymnasialschulvereins). Weiter hob Ketter mit Oberstudienrat Dr. Markus Horz und Oberstudienrat i.R. Wolgang Radkovsky die Initiatoren und „Macher“ des Projekts sowie Frau Gabriele Emonts-Holley als Restauratorin hervor. Schließlich galt sein besonderer Dank der „Wilinaburgia“, dem Verein der ehemaligen Angehörigen und Freunde des Gymnasium Philippinum, der von ihrem Vorsitzenden Eugen Rudolf Ancke, Schriftführer Dr. Horst Klassen und ihrem Schriftleiter Volker Schmidt vertreten wurde.
Der Verein hatte durch eine Finanzierungszusage und einen Spendenaufruf die Umsetzung des bereits während der Schulsanierung vor 15 Jahren in Erwägung gezogenen Projekts entscheidend mitgetragen. Hinzu kamen Zuwendungen der Kreissparkasse Weilburg, der Sparkassenkulturstiftung, der Mainzer Wissenschaftsstiftung und des Landkreises Limburg-Weilburg.
Eugen Rudolf Ancke hob in seiner Ansprache nicht nur die gute Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule hervor, sondern dankte auch all denen, die dem Spendenaufruf im Mitteilungsblatt des Vereins gefolgt waren. Ausdrücklich lobte er das Engagement, die Leidenschaft und die Beharrlichkeit, mit denen Dr. Markus Horz und Wolfgang Radkovsky die Restaurierung erfolgreich vorangetrieben hätten.
Ihnen, Frau Gabriele Emonts-Holley und der „Wilinaburgia“ dankte am Ende des Abends noch einmal Fachbereichleiterin Carola Gerlach. Sie meinte, der Globus sei, ebenso wie alle, die zum Erfolg beigetragen hätten, ein Schatz für die Schule.